Podcast einfach starten: 10 Schritte zur Veröffentlichung
Eine Anleitung, um loszulegen.
Seit ich meine beiden Podcasts “Nord.Post” und “Szenario” mache, werde ich immer von Freunden und Bekannten gefragt, ob ich ihnen eine kurze Schulung geben könnte, um mit ihrem Podcast einfach zu starten. Nicht selten sind meine Gesprächspartner*innen dann überrascht, was es alles an Vorbereitung, Equipment und laufender Arbeit bedeutet. Man kann aber auch mit wenig Geld- und Materialeinsatz starten. Daher werde ich mein Wissen mal kurz hier zusammenfassen, um allen künftigen Podcaster*innen eine erste Orientierung zu geben. Starte deine Podcast noch heute – ganz einfach!
1. Podcast einfach starten: Die Vorbereitung
ZIELGRUPPE: Bestimmt hast du schon ein bestimmtes Thema im Kopf, um den sich dein Podcast drehen soll. Nun geht es darum, deine Zielgruppe besser kennenzulernen. Schließlich sollst du wissen, für wen du künftig sprechen wirst. Schnapp dir ein Blatt Papier und erschaffe dir 2 Personas. Wie alt sind sie? Wo leben sie? Welchen Bildungshintergrund haben sie? Wo liegen ihre Interessen? Und welches Bedürfnis, das sie haben, stillst du mit deinem Podcast? Das hilft dir dabei, deinen Podcast einfach zu starten.
THEMEN: Wie spezifisch ist dein Thema? Gibt es vielleicht innerhalb dieses Themas noch eine Nische, die du füllen kannst? Mach eine kleine Recherche, welche Podcasts & Blogs es zu deinem Thema bereits gibt und stell dir die Frage, warum die Hörer*innen genau deinen Podcast brauchen: Was werden sie hier finden, was sie sonst nirgendwo bekommen?
TITEL: Vielleicht hast du schon einen Titel im Kopf. Überprüfe nun mit einer Google-Recherche, ob es schon ein Medium mit diesem Namen gibt. Eventuell brauchst du noch einen knackigen Untertitel, der deinen Podcast genauer beschreibt.
UMFANG: Plane voraus! Du willst auf keinen Fall die erste, mühsam produzierte Folge deines Podcasts veröffentlichen und deine frisch angefixten Fans dann Monate lang auf die zweite Episode warten lassen! Mach eine Liste mit 5-10 Inhalten für deine ersten Folgen. Falls du Gesprächspartner haben wirst, überlege dir gleich dazu, wer sie sein sollen.
WIE OFT: Wie oft willst (und kannst) du deinen Podcast veröffentlichen? Die Bandbreite reicht von täglich über wöchentlich bis hin zu monatlich. Anhand der vorher erstellten Liste weißt du bereits, ob es dir eher schwer fällt, neue Themen zu finden, oder ob du schon beim ersten Brainstorming Material für die ersten drei Monate aufgeschrieben hast.
2. Hosting
Damit dein Podcast auf allen Podcast-Plattformen zu hören ist, brauchst du einen RSS-Feed. So wird dein Podcast nach dem Hochladen automatisch eingespeist. Hier gibt es gratis-Anbieter wie z.B. “Anchor“, ich rate dir aber zu einem Hoster, bei dem du allein die Kontrolle hast, ob und wie in Zukunft vielleicht Werbung geschaltet wird (und welche). Wenn du allerdings vollkommen gratis starten willst, um deinen Podcast zu testen, ist “Anchor” eine gute Wahl. Du kannst diesen Feed später ganz einfach zu einem anderen Hoster migrieren.
Ich persönlich brauche immer mal wieder Hilfe bei technischen Fragen, daher bin ich beim heimischen Hoster “Stationista” sehr glücklich. Das kostet 12 Euro im Monat. Dort bekommst du auch eine Sub-Website, auf der alle deine Episoden gesammelt werden. Somit brauchst du theoretisch gar keine eigene Website. Gerade zum Anfangen ist das sehr praktisch!
3. Equipment
Ich habe bei meinem ersten Podcast den Fehler gemacht, mir vorab nicht genau zu überlegen, wie ich meine Interviews eigentlich aufnehmen möchte. Ich habe nur daran gedacht, wie MEINE Stimme aufgenommen wird und mir ein gutes, aber unhandliches Standmikrofon* gekauft. Das war denkbar ungeeignet, wenn ich meine Gesprächspartner*innen besucht habe und wir versucht haben, abwechselnd in dieses eine Mikro zu sprechen. Außerdem musste ich immer meinen Laptop mitschleppen, da das Gespräch ja auch aufgenommen werden sollte.
Erst mit der Zeit habe ich den richtigen Modus für mich gefunden: Wenn ich ein Interview habe, packe ich lediglich meine beiden Ansteckmikros* (Lavaliers) ein und mein Aufnahmegerät*, an dem ich mehrere Spuren aufnehmen kann, ein. Erst zu Hause lade ich dann die (bereits synchron laufenden!) Spuren in mein Schnittprogramm. Bin ich bei Veranstaltungen, wo ich die Redner*innen auf diese Weise aufnehme, habe ich noch ein “fliegendes” Mikrofon, mit dem ich z.B. Fragen aus dem Publikum aufnehme . Diese Spur muss ich dann allerdings manuell dazuschneiden. Ich verwende hier ein MIKME, weil es Mikrofon und Aufnahmegerät in einem ist – kein Kabelsalat. Um Geräusche am Mikro zu verhindern, verwende ich noch eine Teleskopstange.
4. Aufnahme
Das hier klingt so wie die Warnung, ein Textdokument regelmäßig zwischenzuspeichern. Aber aus leidvoller Erfahrung sei es hier gesagt: Prüfe vor der Aufnahme, ob der Akku/die Batterie deines Mikrofons/Aufnahmegeräts voll ist. Überprüfe die Lautstärke anhand des Displays auf deinem Aufnahmegerät. Lass die Leute zu Beginn des Gesprächs ein par Test-Sätze sagen und passe den Pegel an. Überprüfe immer wieder, ob die Aufnahme noch läuft. Wenn du draußen aufnimmst, verwende unter allen Umständen einen Windschutz für alle Mikrofone. Sollte ein Geräusch massiv stören (Flugzeuge, hereinplatzende Kollegen, etc.) bitte deine Gesprächspartner, das zuletzt Gesagte nochmal zu wiederholen. Ich selbst komme damit nicht zurecht, aber du kannst die Aufnahme natürlich auch via Kopfhörer überwachen, die du direkt an deinem Aufnahmegerät ansteckst.
5. Schnitt
Auch wenn es nicht das Hübscheste ist: Mit Audacity kannst du deinen Podcast professionell schneiden. Spätestens jetzt solltest du dir Gedanken über das Intro und Outro machen – sprich einen kurzen Jingle, der deinen Podcast einleitet. Um hier keine Urheberrechte zu verletzten, empfiehlt sich etwa die Audio-Datenbank von YouTube. Hier kann man Sounds mit und ohne Namensnennung gratis verwenden. Ich persönlich nehme auch die Begrüßung und Einleitung jedes Mal neu auf, um auf die spezifische Episode einzugehen. Nun liegt es an dir, wie dein Podcast gestaltet ist. Spielst du das Interviews ab oder baust du aus mehreren Wortmeldungen einen Beitrag? Behalte aber im Hinterkopf: Podcast ist nicht Radio. Ein Feature macht sehr viel Arbeit, für die du in aller Regel nicht bezahlt werden wirst… Schneide also nur das Nötigste heraus (schlimme Versprecher, lange Pausen). Mit der Zeit wirst du hier deinen eigenen Modus finden.
6. Podcast einfach starten: Die Postproduktion
Das hier ist kein Muss, aber ein schönes Tool: Unter auphonic.com verbessert ein Algorithmus deinen Podcast, gleich Lautstärken an, etc. Probiere es einfach aus und hör den Unterschied! Du bist auf dem Weg, deinen eigenen Podcast zu starten! Also mach ihn so gut, wie es dir möglich ist!
7. Hochladen
Nun musst du dein mp3-File bei deinem Hoster hochladen. Dort ist auch der Ort, wo du ein Bild oder dein Logo hochladen kannst, das dann neben der Folge erscheint. Logos und Titelbilder lassen sich ganz wunderbar in der Gratis-Version von Canva machen! In den Shownotes kannst du zusätzliche Infos verpacken, zu deinen Produkten verlinken oder einfach eine Zusammenfassung schreiben, die den künftigen Hörern hilft, deinen Podcast auch zu finden! Bei den meisten Anbietern musst du deinen Feed auch einmalig mit Apple Podcasts und Spotify verbinden. Wie das geht, findest du hier: Spotify und Apple (beides auf Englisch).
8. Mach deinen Podcast bekannt!
Die Arbeit ist noch nicht vorbei. Nun geht es darum, der Welt zu erzählen, dass du eine neue Folge veröffentlicht hast. Nutze hier alle Kanäle von Social Media über deine E-Mail-Liste (packe den Link auch bei deinen normalen Mails in die Signatur!) bishin zu Stickern und Flyern. Wenn du im Podcast Gesprächspartner/Gäste hast, bitte sie, den Link zu deinem Podcast zu teilen. So wirst du dir bald eine wachsende Hörerschaft aufbauen.
9. Und wie verdient man damit Geld?
Es gibt einige Möglichkeiten, wie du mit deinem Podcast Geld verdienen kannst. Entweder indirekt, indem du mit deinen Inhalten Interesse an deinem ursprünglichen Business weckst (wie zB “7mind” es macht), oder aber du versuchst, Sponsoren oder Werbepartner zu finden. In Österreich hilft dir dabei etwa “Missing Link”. Richtig Geld verdienst du allerdings nur mit einer sehr großen Hörerzahl oder einer sehr spezifischen Zielgruppe, die anders schwer zu erreichen ist. Du kannst auch versuchen, in deinem begleitenden Blog mit Affiliate-Marketing zu arbeiten oder kostenpflichtige Dienste anzubieten. Hier sind dir keine Grenzen gesetzt – probier aus, was dir Spaß macht. Natürlich kannst du deine Hörer*innen auch bitten, deinen Podcast mit monatlichen Beiträgen zu unterstützen und ihnen dafür etwas Besonderes bieten. Hier eignet sich etwa Steady oder Patreon.
10. Weitermachen
Vielleicht erreichen deine ersten Podcast-Folgen nicht so viele Menschen, wie du dir erwartet hast. Lass dich nicht entmutigen! Gründe eine Facebook-Gruppe, poste zu verwandten Themen in Kommentaren und bring dich ins Gespräch! Du kannst deine Hörer*innen auch direkt im Podcast dazu aufrufen, dir Feedback zu geben und zu sagen, was du vielleicht noch optimieren kannst.
Hier noch nützliche Links:
Hosting in Österreich:
https://www.stationista.com/at
Podcaster-Netzwerk für Werbung:
https://missing-link.media/
Community und viele nützliche Infos unter:
https://podcastwelt.at/